Immer mehr gerät die Sorge um unsere Umwelt und das Leben zukünftiger Generationen in das Bewusstsein vieler Menschen. Dazu gehört auch, dass wir uns weitaus mehr darüber erkundigen, wo unsere Nahrungsmittel und Materialien für Kleidung herkommen. Aus diesem Trend sind auch vegane Schuhe entstanden – eine vermeintlich umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Modell. Doch sind sie wirklich besser für das Ökosystem und worauf musst du bei der Herstellung achten? Wir sind diesen Fragen auf den Grund gegangen.

Was sind vegane Schuhe?

Die Definition ist denkbar naheliegend, denn sie leitet sich vom Prinzip des Veganismus ab. Bei dieser speziellen Lebensweise verzichten Menschen vollends auf tierische Produkte. So also auch bei der Schuhherstellung. Materialien wie zum Beispiel Leder, Wolle und Velours sind daher völlig tabu und werden durch Alternativen ersetzt.

Warum auf Tierprodukte verzichten?

Nein, es sind nicht nur Veganer, die beim Kauf ihrer Schuhe darauf achten, dass diese auch wirklich ohne tierisches Leiden produziert wurden. Stattdessen sind es viele Menschen, welche durch ihre ganz persönlichen Kaufentscheidungen etwas bewirken wollen – nämlich zu zeigen, dass sie z.B. die Leder- und Wolle-Industrie nicht länger unterstützen.

Dabei geht es zum einen um den Tierschutz, denn jährlich werden abertausende Tiere für ihre Haut umgebracht und in mehr als nur unwürdigen Konditionen gehalten. Zudem werden bei der Verarbeitung dieser tierischen Produkte eine Menge Schadstoffe freigesetzt, die unsere Umwelt belasten. Leder zum Beispiel verbraucht in der Herstellung – schon allein für Tierweiden und -ställe sowie die Produktionshallen – riesige Flächen und verursacht einen enormen CO2-Ausstoß. Viele Designer veganer Schuhe hingegen achten auf ihren ökologischen Fußabdruck und greifen zum Beispiel zu (teils-)recycelten Materialien.

Auch werden bei der Verarbeitung von herkömmlichem Leder oft einige Gifte eingesetzt. Es wird zum Beispiel mit krebserregenden Chromsalzen gegerbt. Die damit beauftragten Gerbereien leiten die Abfallstoffe dann einfach ins Abwasser ab, wodurch die Stoffe in Flüssen und Meeren landen. Kunstleder hat da auf jeden Fall die Nase vorn – besonders wenn Alternativen zum Erdöl eingesetzt werden.

Vegane Schuhe – welches Material?

Beginnen wir von unten – mit der Sohle. Diese besteht bei veganen Schuhen aus natürlichen Materialien. Dazu zählt zum Beispiel Holz, Kork, Gummi und Kautschuk. Für den Schuh selbst werden ebenfalls vegane Alternativen gewählt. Neben Baumwolle und Leinen steht hier vor allem Kunstleder im Vordergrund. Doch wir verraten dir noch genaueres.

Wie aus Holz und Co. eine Sohle wird

Wenn du jetzt erst einmal etwas abgeschreckt bist und denkst, dass Holz ja nicht bequem sein kann, sei beruhigt. Denn: Verschiedene Holzarten sind unterschiedlich biegsam und können so auch wahrlich gemütliche Modelle ergeben. Achten musst du nur auf die richtigen Einlagen, um den Fuß etwas zu schonen.

Auch cool und vor allem gleichzeitig atmungsaktiv: Kork. Das Material ist super robust und bringt eine einmalige Gestaltung hervor, denn die Fasern sind auch nach der Verarbeitung noch deutlich sichtbar. Weniger auffällig hingegen bist du mit einer Kautschuk- oder Gummi-Sohle unterwegs. Achte aber bei letzterer auf eine ökologische Verarbeitung am besten aus recycelten Materialien.

Kunstleder und Co. – das Obermaterial

Das am häufigsten verwendeten, veganen Material soll unser erster Punkt sein: das Kunstleder. Häufig wird dieses aus Erdöl hergestellt – das ist zwar „tierleidfrei“ und immer noch besser als das giftige Gerben, aber für die Ökobilanz auch nicht ideal. Gut, dass es weitere Alternativen gibt. So werden immer mehr pflanzliche Gewebe (z.B. Ananasfasern) so verarbeitet, dass sie lederähnliche Materialien ergeben. Wenn dich dieses Thema interessiert, dann schau doch mal in unseren Beitrag über Kunstlederarten vorbei.

Zudem hat Kunstleder noch weitere Vorteile: Es ist beispielsweise in allen möglichen Farben, Strukturen und Ausführungen zu bekommen. So kannst du deiner Fantasie beim Gestalten freien Lauf lassen! Es ergeben sich dabei sogar ganz neue Möglichkeiten, gerade wenn wir an das Korkleder mit seiner interessanten Optik oder das Alcantara® mit seinen vielseitigen Mustern denken.

Wer nach ein wenig Abwechslung sucht und den ein oder anderen Materialwechsel einbringen will, dem können wir nur Baumwolle oder Hanf ans Herz legen. Daraus lassen sich herrliche Schuhe zaubern. So sind zum Beispiel Espadrilles oder Stoffschuhe wie wir sie von Marken wie Converse oder Vans kennen absolute Dauerbrenner.

Achtung Falle! Der Leim

Auch bei der Wahl des Klebers solltest du die Augen offen halten. Dieser spezielle Leim, der Sohle und Stoff zusammenhält, wird nämlich nicht selten aus Knochen oder Kasein hergestellt. Das entspricht natürlich auch nicht dem veganen Grundgedanken. Stattdessen verwendet man am besten Klebstoff aus synthetischen Materialien wie zum Beispiel Polyvinylacetat, Polyvinylchlorid oder Polymethylmethacrylat.

Doch: diese Nachteile sind zu bedenken

Natürlich ist nicht alles nur Friede, Freude, Eierkuchen. Wie alles im Leben haben auch die veganen Schuhe eine Kehrseite und diese Nachteile wollen wir natürlich auch erwähnen. So sind viele der Alternativ-Materialien nicht oder nur bedingt atmungsaktiv. Kunstleder zum Beispiel ist meist stärker versiegelt, wodurch es zwar außergewöhnlich resistent wird, aber leider auch die Belüftung einschränkt. Wer darauf Wert legt, sollte zu speziell gefertigten und als atmungsaktiv ausgeschriebenen Lederimitaten (z.B. Korkleder) oder zum rauen Alcantara® greifen.

Zudem kannst du auch auf eine zu dicke und warme Polsterung verzichten. Damit werden die Füße erst gar nicht so warm und es entsteht kein Schweiß, der zu schlechten Gerüchen in den Schuhen führen könnte. Handelt es sich jedoch um vegane Winterschuhe, benötigen wir durchaus eine entsprechende Fütterung. Da diese selbstverständlich auch synthetisch sein muss, um als vegan zu gelten, ist ein Schweißfuß wohl nicht immer zu verhindern. Unser Tipp: Fuß- oder Schuh-Deo, denn das ist der Tierschutz durchaus wert, findest du nicht?

So schick können sie sein!

Keine Frage, immer noch haften Kunstleder und Co. schlechte Vorurteile an. Man könne es sofort vom echtem Leder unterscheiden, es sähe billig aus und würde schnell kaputt gehen. Das Gegenteil ist allerdings der Fall: Schon lange gibt es keine gravierenden Qualitätsunterschiede mehr, zumindest wenn man nicht das Günstigste des Günstigsten kauft. Selbst Fachleute brauchen oft das Mikroskop, um die tierischen Fasern vom imitierten Leder zu unterscheiden.

Und auch in Puncto Haltbarkeit übertrumpft es das Tierprodukt, denn das Lederimitat ist wesentlich stabiler und resistenter gegenüber Umwelteinflüssen. Es muss längst nicht so viel geschützt werden – UV-Strahlung und Wasser machen ihm so gut wie nichts aus. Selbst Kratzer zeigen sich nicht so schnell wie bei herkömmlichen Leder-Schuhen. Außerdem lässt es sich häufig leichter verarbeiten und erzeugt mindestens so stylische und hippe Modelle!

Vegane Sneaker – auf zum Sport

Natürlich werden sie nicht nur zum Laufen und im Fitnessstudio getragen. Im Gegenteil: Vielmehr sind Sneaker in unseren Alltag eingezogen und unser Go-To zu vielen verschiedenen Outfits geworden. Kein Wunder also, dass es hier viele Varianten ganz ohne Tiermaterialien gibt.

So können die sportlichen Schuhe perfekt aus Kombinationen von glattem Kunstleder, Alcantara® und Baumwolle gezaubert werden. Wichtig hierbei: auf Atmungsaktivität achten! Denn gerade beim Sport fangen die Füße doch schnell mal an zu schwitzen. Bei einem undurchlässigen Material kann das schnell zu äußerst unangenehmen Geruchserlebnissen führen.

Für warme Füße – Vegane Winterschuhe

Egal, ob vegane Stiefeletten bzw. ausgewachsene Stiefel für die Frau oder gefütterte Winterschuhe für den Mann – alles kann ohne Probleme aus natürlichen und synthetischen Materialien hergestellt werden. Während im Sommer allerdings alles möglich ist, solltest du für diese Modelle ausschließlich zu Kunstleder und Alcantara® greifen. Diese bringen nämlich die nötigen Eigenschaften zum Kälte- und Wasserschutz mit.

Zudem findest du so auch besonders interessante Modelle mit vielen coolen Mustern. Gerade Schlangen-, Rochen und Elefanten-Optik machen sich im Winter hervorragend, um Stiefeln das besondere Etwas zu verleihen. Auch bunte Varianten sind durchaus beliebt und setzen einen Eyecatcher in der düsteren Jahreszeit.

Männer setzen meist eher auf gefütterte Sneaker oder aber edle Stiefeletten. Diese werden häufig in einem neutralen Schwarz oder Braun gehalten. Etwas Besonderes können die Farben (Dunkel-)Blau, (Wald-)Grün oder gar (Bordeaux-)Rot sein.

Im Sommer – Sandalen mit und ohne Absatz

Während die Herren meist eher zu Stoffvarianten greifen werden, sind Frauen oft etwas experimentierfreudiger, was die Sommerschuhe angeht. Dabei stehen ihnen abertausende Varianten mit und ohne Absatz zur Verfügung. Ein Dauerbrenner sind auf jeden Fall die Römersandalen aus feinen, mal eher hellen, mal eher dunklen Kunstlederschnüren.

Die hübschen Keilsandaletten hingegen sind gern mit einem Korkabsatz versehen und werden mit den verschiedensten Materialien kombiniert. Neben Kunstleder greifen wir dabei besonders gern zu Baumwolle, denn die ist einfach herrlich bequem und schmiegt sich förmlich an den Fuß an.

Übrigens: Fast alle Flip-Flops sind von Grund auf vegan, da sie meist nur aus Gummi bestehen. Jedoch ist hier die Produktion meist etwas nachlässig. Achte darum darauf, dass diese am besten aus recycelten oder umweltschonenden Materialien bestehen.

Für Hochzeit, Ballabend und Co. – Elegante Modelle

Egal, welcher Anlass, zu festlichen Veranstaltungen will man oft den ganz spektakulären Schuh. So kannst du zum Beispiel vegane Abendschuhe für Herren aus edlem Kunstleder (auch schick: in Kroko-Optik oder Ähnlichem) gestalten. Auch spezielles Lackleder kann ein Outfit perfekt komplettieren.

Bei den Damen hingegen stehen die High Heels im Vordergrund. Diese können als Kitten Heels, Pumps und in 1001 anderen Varianten gestaltet sein. Dabei kommt es besonders gut an, wenn sie das gewisse Etwas besitzen. Das können zum Beispiel Verzierungen mit kleinen Strasssteinen sein oder auch süße Ziernähte sowie ein aufregender Material- bzw. Farbwechsel.

Wie pflegt man vegane Schuhe?

Einige letzte Tipps noch, damit deine neuen Schuhe auch wirklich lange halten. Bei allen Schuhen solltest du vor allem darauf achten, sie regelmäßig zu imprägnieren, denn nur dann werden sie auch resistenter gegen Umwelteinflüsse. Stoff ist dabei öfter zu bearbeiten als glattes Kunstleder. Achte am besten darauf, ein fett- und ölfreies Spray zu wählen, damit du keine unschönen Flecken bekommst.

Zudem können viele Stoffvarianten auch einfach einmal in die Waschmaschine gesteckt werden. Kunstleder hingegen wird am besten mit einem weichen Schwamm oder Tuch abgewischt und Alcantara® mit einer weichen Bürste gesäubert. Stärkere Verschmutzungen werden sanft mit einem Baby-Feuchttuch entfernt, denn das enthält keine Chemikalien. Durch eine farblose oder farblich passende Schuhcreme kannst du deinem Lederimitat schließlich zu neuem Glanz verhelfen. So schön gepflegt wird keiner mehr abwertend deine veganen Schuhe anschauen, sondern maximal neugierig fragen, wo er sie auch bekommen kann!

Quellen
www.damenschuhlexikon.de/vegane-schuhe/
www.geo.de/…/56-rtkl-nachhaltige-mode-wie-sinnvoll-sind-vegane-schuhe
www.mnn.com/…/are-vegan-shoes-eco-friendly
www.wikipedia.org/wiki/Klebstoff
www.beyond-skin.com/…/what-are-vegan-shoes-made-of/
www.istdasvegan.eu/2017/02/pflegetipps-fuer-veganes-leder/