Die Kunstlederherstellung klingt zunächst leicht: Textiles Gewebe wird mit einer Schicht aus Kunststoff überzogen. Dadurch bekommt das Lederimitat seine typische Maserung. Doch wussten Sie, dass sich die Herstellungsverfahren deutlich unterscheiden können? Vor allem die verwendeten Stoffe sind wichtig, damit ein Kunstleder anschließend auch wirklich als vegan und ökologisch beschrieben werden kann. Erfahren Sie hier mehr!

Das Prinzip des Kunstleders

Im Grunde handelt es sich ja beim Kunstleder um einen Stoff, der optisch dem Tierleder gleicht. Dabei ist der Herstellungsprozess je nach Art des „Bezugsstoffes“ zwar unterschiedlich, jedoch ist das Grundprinzip das gleiche. Dazu wird zunächst ein textiler Grundträger (meist eine Baumwollbahn) genommen, welcher dann mit einer Deckschicht beklebt wird.

Je nach verwendeten Materialien kann anschließend auch noch eine Art Schutzschicht notwendig werden, um das Lederimitat stabiler zu machen. Im nächsten Schritt wird es individuell gefärbt und bei Bedarf weiter gestaltet. So werden zum Beispiel Motive eingestickt oder darauf gedruckt. Beides ist bei jedem der Kunstleder, die wir gleich vorstellen werden, ohne Weiteres möglich.

Ein mann sitzt an einer Nähmaschine und bearbeitet Kunstleder

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Das ursprüngliche Kunstleder aus Kunststoff

Auch wenn die Geschichte des Kunstleders schon eher begann – wie wir bereits in diesem Beitrag schrieben –, ist seit Jahrzehnten vor allem eine Art der Kunstlederherstellung verbreitet. Dabei wird mit einer Kunststoffdeckschicht gearbeitet. Konkret bedeutet das, dass ein Gewebe mit einer Schicht aus PVC (Polyvinylchlorid) oder PU (Polyurethan) übergossen wird. Dadurch entsteht die typische Struktur, die Sie auch vom Echtleder kennen.

Bei dem Basis-Stoff kann es sich je nach Produzent sowohl um natürliche als auch synthetische Fasern sowie auch um eine Mischung aus beiden handeln. Um die spezielle Narbenstruktur zu erhalten, muss der Kunststoff zunächst aufgeschäumt werden, bevor die Schicht über das Textil gegeben wird. Durch dieses Verfahren wird das Endprodukt zudem weicher und leichter biegsam. Um es aber auch zu Kleidung verarbeiten zu können, muss zusätzlich ein Weichmacher eingesetzt werden.

Warum Kunstleder mit Kunststoff herstellen?

Die Kunstlederherstellung auf diese Weise ist deutlich einfacher und schneller als viele der Varianten, die wir anschließend vorstellen werden. Zudem kann es besonders leicht in großen Mengen, sozusagen von der Rolle produziert werden. Das liegt an der guten Verfügbarkeit von Kunststoff sowie den eingesetzten Geweben.

Jedoch ist sie für die Umwelt auch am belastendsten. Denn weder PVC noch PU können schnell abgebaut werden. Allerdings sollte an dieser Stelle auch festgehalten werden, dass der Prozess deutlich umweltfreundlicher ist, als die Lederherstellung. Bei dieser setzt man nämlich krebserregende und anderweitig gesundheitsschädliche Stoffe ein.

Darauf ist zu achten

Wussten Sie, dass nicht jedes Kunstleder gleich vegan ist? Das haben wir in diesem Beitrag einmal genauer erklärt. Tatsache ist nämlich, dass bei der Kunstlederherstellung mit PVC oft ein Leim aus Knochenmehl eingesetzt wird. Dieses tierische Produkt ist nicht konform mit der aufs Tierwohl und den Tierschutz ausgerichteten Lebenseinstellung. Legen Sie also besonders darauf Wert, sollten Sie auf eine Bezeichnung wie beispielsweise veganes Leder achten.

Ein weiterer Faktor, auf den es zu achten gilt, ist die Verwendung unterschiedlicher Lösungsmittel. Lange Zeit wurde nämlich für die Kunstlederherstellung Dimethylformamid (DFM) eingesetzt. Dieses ist nachgewiesenermaßen bei der Verarbeitung gesundheitsschädlich. Das Siegel der ZFHC-Stiftung („Zero Discharge of Hazardous Chemicals) zeichnet Produkte hingegen als gesundheitlich unbedenklich aus.

Die ökologische Kunstlederherstellung

Neben dem weitverbreiteten PU-Kunstleder gibt es auf dem Markt inzwischen einige Alternativen, die rein aus natürlichen Materialien bestehen. In der Regel wird dabei als Basis eine Baumwollschicht eingesetzt. Darüber kommt dann eine weitere Ebene aus verschiedenen Naturmaterialien. Wie das genau funktioniert, wollen wir Ihnen einmal an den Beispielen des Apfelleders und des Korkleders erklären. Lesen Sie hier mehr!

Knackiges Lederimitat aus Äpfeln

Vor einigen Jahren hatte der Südtiroler Hannes Parth eine geniale Idee: Er wollte Apfelreste zu Kunstleder verarbeiten. Während die knackigen Früchte nämlich in Florenz beinahe das ganze Jahr über geerntet werden konnten, blieben immer einige Früchte übrig. Diese wurden aufgrund von Mängeln aus dem Verkauf genommen und als Abfall deklariert. Genau aus diesen Resten begann man nun Kunstleder herzustellen.

So wird aus dem Apfel ein Textil

Um mit der Kunstlederherstellung zu beginnen, werden die Äpfel samt Schale, Fasern und Stängeln zerkleinert und getrocknet. Nur so können sie im nächsten Schritt auch pulverisiert werden. Parallel wird ein Kunststoffersatz aus Milcheiweiß mit einem natürlichen Lösungsmittel vermischt. Ist hier eine einheitliche Masse entstanden, wird das Apfelpulver hinzugegeben.

Das Gemisch wird nun über Stunden hinweg gerührt und vermengt. Es entsteht eine zähflüssige Masse, die dem geschäumten Kunststoff, welchen Sie ja schon aus der vorangegangenen Kunstlederherstellung kennen, sehr ähnlich ist. Die Flüssigkeit wird in einer dünnen Schicht auf die Baumwolle aufgetragen. Zum Schluss muss das Endprodukt noch ausgebacken werden. Nur so verkleben die beiden Materialien richtig und werden zu dem robusten Stoff, den wir als Lederimitat kennen.

So gut ist das Apfelleder

Das Beste am Apfelleder? Es ist 100% ökologisch und biologisch abbaubar – und das nicht erst über tausende von Jahren. Hannes Parth legt bei seiner Produktion darauf Wert, ausschließlich natürliche Materialien zu verwenden – das gilt natürlich auch für das Lösungsmittel.

Zudem birgt das Endprodukt aber auch die Eigenschaften der ursprünglichen Frucht in sich. Das bedeutet zwar nicht, dass es etwa köstlich schmeckt, aber es ist unglaublich robust und sogar regenfest – so wie eben auch die Schale des Apfels. Dem Echtleder sieht es außerdem zum Verwechseln ähnlich.

Kork für die Kunstlederherstellung

Wer sich einmal mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst hat, dem ist sicherlich schon Kork über den Weg gelaufen. Es gilt momentan als das Trendmaterial schlechthin – und das nicht ohne Grund. Was Kork auszeichnet und wie aus Rinde ein Kunstleder hergestellt wird, erfahren Sie jetzt!

Kork: Ein Endlosprodukt der Superklasse

Korkeichen sind für unsere Umwelt ein wahrer Held. Denn sie binden verhältnismäßig viel CO2 und geben dieses als Sauerstoff wieder an die Natur ab. Der Kork, den Sie kennen, wird dabei nicht aus dem Stamm selbst, sondern aus dessen Rinde gewonnen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Baum nicht gefällt werden muss, um das Material zu ernten – noch ein positiver Punkt auf der langen Vorteilsliste.

Während die Eiche nun also neue Rinde generiert, könnte man meinen, dass die Sauerstoffproduktion vermindert wird. Das Gegenteil ist aber tatsächlich der Fall. Denn im geschälten Zustand binden die Bäume bis zu dreimal mehr Kohlenstoffdioxid. Somit gehören sie zu den effektivsten Pflanzen, wenn es um die Luftreinigung geht. Aus Kork bestehende Produkte können Sie also getrost verwenden – kein Wunder, dass auch die Kunstlederherstellung aus dem Material immer mehr Fahrt aufnimmt!

So entsteht Korkleder

Portugal ist der Hotspot der Korkeichenwälder. Das ist auch der Grund, warum hier das Korkleder erfunden wurde. Dazu werden die Bäume zunächst geschält und die Rinde in herkömmlichen Wasser gekocht. Durch die Wärme werden auch eventuell vorhandene Keime abgetötet. Zudem wird die Rinde so weicher. Anschließend muss die Rinde trocknen, bevor sie weiterverarbeitet werden kann.

Zur Kunstlederherstellung werden nun aus den Korkrinden rechteckige Stücken herausgestanzt, miteinander flächig verklebt und gepresst. Von den entstandenen, mehrere Zentimeter dicken, Quadern werden dünne Bahnen (< 1mm) abgeschnitten. Diese werden anschließend mit einem natürlichen Kleber auf das Trägermaterial gebracht. Um den Prozess besonders nachhaltig zu gestalten, setzt man auch dafür Baumwollbahnen ein.

Das Ergebnis lässt sich sehen: Oben bleibt die typische Korkstruktur erhalten, das Endprodukt ist aber durch die Baumwolle deutlich stabiler und reißfester. Um das Ganze noch lederähnlicher zu gestalten, wird es nun entweder braun oder schwarz eingefärbt. Auch hier wird eine biologisch abbaubare Farbe genutzt, damit das Gesamtprodukt nicht nur schick aussieht, sondern auch nachhaltig ist.

Fazit: Viele Wege führen zum Kunstleder

Sie werden festgestellt haben, dass es nicht den einen, den richtigen Weg der Kunstlederherstellung gibt. Im Gegenteil: Die Produktion hat sich so stark weiterentwickelt, dass der Markt inzwischen für jeden Geschmack eine Variante anbietet. Natürlich unterscheiden sie sich alle im Preis und in den Möglichkeiten. So sind die “neuen” Varianten noch deutlich kostspieliger, als das klassische Kunstleder. Ob sich eine solche Investition lohnt, ist immer von den individuellen Umständen abhängig.

Quellen
www.ardmediathek.de/…/kunstlederproduktion
www.kabeleins.de/…/201887-so-wird-kunstleder-aus-natuerlichen-materialien-hergestellt-clip
www.wikipedia.org/wiki/Kunstleder
www.textilbuendnis.com/substitution-schaedlicher-chemikalien-kunstleder/
www.korkallee.de/blog/ist-kork-umweltfreundlich-und-ob-natuerlich-erneuerbar-und-recyclebar/
www.netmoms.de/…/veganes-leder-wie-wird-es-hergestellt-und-welche-produkte-gibt-es/
www.sofa-ratgeber.de/…/kunstleder/