Es gilt als ältestes Handwerk der menschlichen Geschichte: Die Lederherstellung ist lange Zeit fester Teil unserer Kultur gewesen. Jedoch geriet die Verwendung von Tierhäuten Stück für Stück in Verruf und so strebte man nach Alternativen. Wir wollen uns in diesem Beitrag mit der Geschichte des Kunstleders beschäftigen. Alles über die Erfindung und die Weiterentwicklungen erfahren Sie hier!

Was ist Kunstleder eigentlich?

Bevor wir uns der Geschichte des Kunstleders widmen können, wollen wir einmal eine grundlegende Definition schaffen. Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei Kunstleder um einen Stoff, der das Leder, also die Tierhäute, imitieren soll.

Schon lange hatte man daran geforscht, da bei der Verwendung von Tierhäuten immer ein großer Verschnitt anfiel. Zudem sind nicht alle Leder zur Verarbeitung geeignet – Schäden, Narben und auch starke Unregelmäßigkeiten machten das Material schon immer zu einer Edelware. Inzwischen gibt es ganz verschiedene Herstellungsarten für veganes Leder, wie wir in diesem Beitrag festgehalten haben.

In der Regel wird jedoch ein Gewebe verwendet, welches mit einer speziellen Kunststoffschicht (häufig PVC) überzogen wird. Diese Beschichtung wird auf verschiedene Weisen aufgetragen und sorgt dafür, dass die Illusion der typischen Narbenprägung erzeugt wird. Der fertige Stoff kann anschließend beliebig verarbeitet werden. Häufig wird er eingefärbt und mit Mustern verziert.

Ein Exkurs: Lederherstellung

Bevor es nun ein Imitat einer Sache geben kann, braucht es erst einmal ein Original. In diesem Falle ist es das Leder. Dieses wurde schon seit über 100.000 Jahren verwendet, um Kleidung, Möbel und Gebrauchsgegenstände herzustellen bzw. zu beziehen. Es ist somit auch fester Bestandteil der Geschichte des Kunstleders.

Geschichte des Leders: Die Anfänge

Schon die Menschen der Altsteinzeit entdeckten die Funktion des Leders als Schutz gegen die Kälte, aber auch bei Kämpfen. Der Mensch selbst war in dieser Hinsicht unzureichend ausgestattet – er brauchte stets Hilfsmittel, um seine Körpertemperatur zu halten. Die meisten Tiere hingegen werden von ihrer dicken Haut sowie Fell geschützt. Dies machte sich der Urzeitmensch zu Nutze.

Nach dem Abziehen der Haut wurde diese zunächst getrocknet. Dieser langwierige Prozess war nötig, konnte er doch verhindern, dass das Leder zu schimmeln begann. Währenddessen wurde die Haut immer wieder gestreckt. Wenn man das nicht tat, konnte es nämlich passieren, dass das Material aushärtete und damit unverwendbar als Kleidung wurde.

Um den Stoff zu konservieren, wurden häufig Urin sowie Knochenmark verwendet. Auch das Unterhautfett, welches sich beim Trocknen löste, wurde zudem wieder eingeknetet, um das Material geschmeidig zu halten. In den ländlichen Regionen unserer Erde geht man zum Teil noch heute so vor.

Fortschritte in der Lederherstellung

In unserer heutigen Gesellschaft wird in der Regel Leder verwendet, welches zunächst gegerbt wurde. Diese Technik stammt von den Ägyptern. Sie behandelten die Tierhäute mit verschiedenen Ölen wie zum Beispiel von Sesam oder Akazie. Der Prozess war jedoch besonders aufwendig und so waren es nur die hohen Gesellschaftsschichten, die Sandalen und weitere Kleidung aus Leder trug.

Im römischen Reich wurde die Lederherstellung vereinfacht. Während die Ägypter sich zunächst nämlich mit der Alaungerbung befassten, wurde diese damals schnell verworfen. In Rom erkannte man darin Vorteile und nahm dieses mineralische Verfahren wieder auf. Bei diesem Prozess wurden Alaunen (schwefelsaure Doppelsalze) über lange Zeit in die trocknende Tierhaut eingearbeitet. Dadurch entstand ein besonders weiches, geschmeidiges Leder, welches sich leichter in großen Mengen produzieren ließ.

Aufgrund dieser Entwicklung konnte das Material nun auch verwendet werden, um die militärische Ausrüstung zu gestalten. Aus dem robusten Stoff ließen sich Kappen, Schuhe und auch Leibchen gestalten, die grobe Wunden vermeiden konnten. Leder wurden massentauglich.

Vom Mittelalter bis heute

Während das Leder der vorangegangenen Zeiten noch von Poren geprägt war, lernten die Menschen Europas im Mittelalter diese zu glätten. Bei Expeditionen nach Asien hatte Marco Polo beobachtet, wie dort die Lederherstellung ablief. Diese Techniken brachte er dann mit in seine Heimat. Dadurch wurde der Prozess jedoch auch wieder deutlich aufwendiger.

Mit dem Beginn der Industrialisierung begann dann die Forschung, ob sich die Lederherstellung nicht doch wieder erleichtern lasse. Vor allem chemische Prozesse standen hier im Vordergrund. Revolutioniert wurde das Verfahren letztendlich durch Professor Friedrich Knapp. Dieser entdeckte 1858 die Gerbung mit Chromsalzen.

Dank der Verwendung dieser speziellen Salze wurde zum einen der Gerbprozess um ein Vielfaches beschleunigt und betrug nur noch wenige Stunden. Zum anderen ließ sich das Verfahren besonders gut mit den neuen Maschinen umsetzen und lieferte deutlich stabilere und auch leichtere Leder. Entsprechend konnten die Produkte einfacher transportiert und gelagert werden – der Lederhandel nahm immer weiter zu. Noch heute werden herkömmliche Leder auf diese Weise hergestellt.

Vom günstigen Abklatsch zum Edelprodukt: Kunstleder

Während Kunstleder heutzutage in aller Munde ist und vor allem aus tierschutztechnischen Gründen gern verwendet wird, war es bei seiner Entstehung zunächst verrufen. Das Lederimitat galt als billiger Abklatsch, welcher leicht vom Original zu unterscheiden war. Heutzutage gleichen sich die beiden Materialien in der Optik jedoch eins zu eins – selbst Profis können bei hochwertigen Produkten kaum einen Unterschied feststellen.

Leider kann man rückblickend nicht genau bestimmen, wann Kunstleder erfunden wurde. Es ist jedoch bekannt, dass schon bereits vor etwa 100 Jahren verschiedene Oberflächen mit einem Stoff bezogen wurden, der so beschichtet wurde, dass er Leder glich.

Die Anfänge: Ledertuche

Bevor das eigentliche Kunstleder erfunden wurde, setzte man im 19. Jahrhundert gern sogenannte Ledertuche ein. Dabei handelt es sich um Leinwände, welche mit einer speziellen Leinöl-Mischung bestrichen wurden. Diese sollte dafür sorgen, dass das Material besonders elastisch wurde. Einmal getrocknet wurde das Ganze unter Hitze und Druck so bearbeitet, dass eine lederartige Struktur in das Gewebe geprägt wurde. Jedoch war das Ergebnis immer relativ steif und ließ sich kaum für Kleidungsstücke, sondern nur für großflächige Bezüge verwenden.

Im frühen 20. Jahrhundert entwickelte man das Verfahren weiter. Das Grundmaterial (häufig Leinen) wurde hierbei zunächst mit einer Masse aus Zellulosenitrat bestrichen. Dieses sorgte für ein deutlich weicheres Ergebnis. Bis etwa 1950 wurde so bekanntes Kunstleder hergestellt.

Kunstleder mit PVC

In der Nachkriegszeit beschäftigten sich immer mehr Forscher mit der Herstellung von Kunstleder. Die Nachfrage nach einem Material, welches den Tierhäuten optisch glich, aber wesentlich günstiger angeboten werden konnte, stieg rasch. Mitte des 20. Jahrhunderts war es dann soweit: Die Beschichtung von textilen Grundträgern mit einer Kunststoffschicht wurde erstmals verwirklicht.

Durch die Schicht aus Polyvinylchlorid entstand eine Struktur, die den Narben des echten Leders zum Verwechseln ähnlich sah. In der Regel wird das PVC zunächst aufgeschäumt. Dadurch entsteht die typische Struktur, die man aus der Lederherstellung kennt. Das PVC-beschichtete Lederimitat ist sehr stabil und widerstandsfähig. Jedoch ist es auch relativ hart im Vergleich zum Original und lässt kaum Luft durch, da keine Poren übrig bleiben.

Moderne Kunstleder werden inzwischen statt mit PVC mit Polyurethan beschichtet. Dieses macht es möglich, dass die Ergebnisse etwas flexibler sind und leichter bearbeitet werden können. Zudem sind die Imitate so deutlich atmungsaktiver, da die aufgetragene Schicht einfach nicht so dick sein muss.

Quellen
www.planet-wissen.de/…/leder/index.html
www.lederpflege.de/Geschichte-des-Leders
www.wikipedia.org/wiki/Leder
www.leder-info.de/index.php/Kunstleder
www.wikipedia.org/wiki/Kunstleder
www.bintangkaruniabadi.com/?p=2543
www.alcantara.com/de/geschichte/2/index.do