Heutzutage entscheiden sich immer mehr Menschen für Kunstleder als Alternative zu Echtleder. Es ist nicht nur günstiger, sondern auch pflegeleichter, meist haltbarer und variabler einsetzbar. Für nahezu jedes Einsatzgebiet lässt sich das passende Kunstleder finden, das auch besonderen Anforderungen erfüllt und höchsten Ansprüchen gerecht wird.

Wenn ihr mit Kunstleder arbeiten möchtet, werdet ihr feststellen, dass es unterschiedliche Arten von Kunstledern gibt. Nicht nur Aussehen und Stärke sind entscheidend, auch der Herstellungsprozess und die besonderen „Ausrüstungen“, also spezielle Eigenschaften, die dem Kunstleder zugefügt werden. Welche Fragen müsst ihr vor dem Kauf von Kunstledern beachten? – Hier sind ein paar Tipps für euch!

Der Unterschied in der Herstellung

Kunstleder kann auf verschiedene Arten hergestellt werden, die Einfluss auf Stärke und Beschaffenheit des Materials nehmen. Wir stellen euch hier die am häufigsten verwendeten Kunstlederarten vor.

Das poromerische Kunstleder

Poromerisches Kunstleder besteht aus einer Faserschicht (zumeist Polyester), welche mit Polyethylen oder einem vergleichbaren Kunststoff überzogen wird. Schon die ersten Kunstleder wurden mittels dieses Verfahrens angefertigt. Die Besonderheit dieser Herstellungsweise ist der Glanz, den das Kunstleder durch den Überzug erhält.

Durch die Polyethylenbeschichtung lässt sich das Material sehr leicht mit Wasser reinigen. Das Material besitzt durch die Beschichtung eine gewisse Steifheit, was je nach Anwendungszweck von Vor- oder Nachteil sein kann.

Kunstleder mit PVC-Überzug

Diese Art des Kunstleders ist der Nachfolger des poromerischen Kunstleders. Die Basis bildet ein textiler Grund aus künstlichen oder natürlichen Fasern, der mit Polyvinylchlorid (PVC) überzogen ist. Der PVC-Überzug schützt den Stoff vor Schäden und kann leicht gereinigt werden. Zudem ist das Kunstleder sehr beständig: es bekommt nur nach langem Gebrauch Abnutzungsspuren in Form von Rissen oder Farbabnutzungen. Es ist in unterschiedlichen Stärken und Festigkeiten erhältlich, je nach Einsatzgebiet lässt sich das passende Material wählen.

Kunstleder auf Pflanzenbasis

Wer z.B. aus ethischen Gründen auf Echtleder verzichten möchte, aber dennoch Wert auf Naturprodukte legt, wird bei diesen Kunstledern fündig. Sie sind der neuste Trend in Sachen Kunstleder und richten sich vor allem an die immer weiter wachsende Gemeinschaft von Veganern und all diejenigen, die auf umweltschonende und nachhaltige Produktion Wert legen.

Bei Kunstledern auf pflanzlicher Basis werden drei separate Herstellungsweisen unterschieden:

  1. Korkleder, das aus dem Kork der Korkeiche hergestellt wird
  2. auf Seetang basierendes „ozeanisches Leder“
  3. Piñatex, sog. „Ananasleder“, das aus den Zellulosefasern der Ananasblätter gefertigt wird.

 

Welche Stärke von Kunstleder benötige ich?

Der zweite Punkt, mit dem Ihr euch vor der Verarbeitung von Kunstleder beschäftigen solltet, ist die Stärke. Man kann das Kunstleder grob in drei Stärken unterteilen. Von dünnen bis dicken Kunstledern sind die Einsatzgebiete verschieden. Welche Stärke wo zum Einsatz kommt, erfahrt ihr im Folgenden.

Dünnes Kunstleder

Als dünnes Kunstleder gelten alle Sorten, die eine etwaige Stärke von bis zu 380 g/qm besitzen. Diese sind sehr dehnbar und weich. Sie eignen sich besonders zur Herstellung von Kleidungsstücken und teilweise von Schuhen. Bei letzteren können jedoch auch dickere Kunstleder gewählt werden, welche das Produkt stabiler, aber gleichzeitig auch steifer machen können.

Dünnes Kunstleder

Unter dünnem Kunstleder fassen wir all diejenigen zusammen, die eine Stärke von <0,5 mm haben. Diese sind sehr dehnbar und weich. Zum Einsatz kommen sie bei der Herstellung von Kleidung und z.T. auch Schuhen, sofern diese leicht und weich sein sollen, z.B. Ballerinas. Für festes Schuhwerk empfiehlt sich ein dickeres, festeres Kunstleder.

Mitteldickes Kunstleder

Mitteldickes Kunstleder hat eine Stärke von etwa 1 mm. Es ist wesentlich steifer und stabiler als dünne Kunstleder, lässt sich aber dennoch leicht verarbeiten. Besonders eignet es sich für die Herstellung von Taschen, Portemonnaies und Schuhen.

Dickes Kunstleder

Alle Kunstledervarianten, die über 1 mm Stärke liegen, kann man als „dickes Kunstleder“ bezeichnen. Dieses ist recht steif, aber auch sehr robust. Einsatz findet es bei der Herstellung von Taschen, aber auch als Bezug für Polstermöbel, für Autoinnenflächen oder sogar in Booten.

Grundsätzlich gilt: je dünner das Kunstleder, desto leichter lässt es sich verarbeiten und desto weicher ist es. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche: je dicker das Kunstleder, desto steifer ist es, desto robuster ist es aber auch. So ist für jedes Einsatzgebiet das Richtige dabei und sogar diejenigen, die ganz besondere Ansprüche an ihr Kunstleder stellen werden fündig: so gibt es beispielsweise bielastische Kunstleder, die zwar dick und robust, aber dennoch dehnbar und weich sind und sich dadurch sehr leicht verarbeiten lassen.

Wir hoffen, dass wir euch die Wahl des geeigneten Kunstleders ein wenig erleichtern konnten – bleibt nur noch die Qual der Wahl bei der schier unermesslichen Auswahl verschiedener Farben und Designs!

Quellen

www.hansedelli.de/blog/kunstleder-guide
www.alles-fuer-selbermacher.de/wichtige-tipps-zum-arbeiten-mit-kunstleder
www.lederzentrum.de/tip/moebel/kunstleder
www.wikipedia.org/Artificial_leather
www.wikipedia.org/Pi%C3%B1atex