Reiten ohne Leder? Das war lange Zeit undenkbar. Doch inzwischen erkennt auch der Reitsport die Vorteile des Kunstleders sowie des Alcantaras immer mehr an. Warum auch ihr euch vielleicht umorientieren solltet und was das synthetische Leder zu einer wahren Alternative für Reiter und Pferd macht, erfahrt ihr hier.

So schön kann Synthetik sein

Der größte Vorteil des Kunstleders (und Alcantaras) für den Reitsport ist ohne Frage seine Wetterbeständigkeit. Auch wenn es mal in Strömen regnet und man für sich selbst samt Pferd nicht gleich einen Unterschlupf findet, muss man sich nicht gleich Sorgen machen, dass Sattel, Trensen und Stiefel sofort zu schimmeln beginnen. Das Kunstleder kann problemlos auch nass verstaut werden.

Ein weiterer Aspekt, der die Pferdewelt (und nicht nur die) immer mehr überzeugt, ist der Kostenfaktor. Produkte aus Kunstleder sind um ein vielfaches günstiger als jene aus echtem. Besonders bei den gern schon mal im vierstelligen Bereich liegenden Sätteln ist hier eine wahre Ersparnis möglich.

Außerdem ist wohl jeder Reiter ein absoluter Tierfreund. Hier spielt also oftmals auch die Moral eine wichtige Rolle. Und es ist nun einmal Fakt, dass für Kunstleder keine Tiere sterben müssen, da es synthetisch hergestellt wird.

Ausrüstung für den Reiter

Wir sparen ja bekanntlich lieber bei uns selbst, als bei anderen. Drum wollen wir auch mit der Reiterausrüstung beginnen, denn die wird schon seit Jahren aus Kunstleder hergestellt.

Reithosen, Jacken und Handschuhe

Die Reiter unter euch werden es kennen: Es ist ein heißer Sommertag, beim Ausritt brennt die Sonne auf Reiter und Pferd und beide schwitzen, was das Zeug hält. Schön wäre es jetzt doch, wenn man die klebrige Reithose, die angeschwitzten Handschuhe und die doch leicht feuchte Reitweste einfach in die Wäsche packen könnte, oder? Mit Kunstleder ist das gar kein Problem, denn es verhärtet sich nicht so wie echtes Leder und kann ganz fix mit in die Waschmaschine.

Übrigens: Gerade bei Reithosen eignet sich der Einsatz von Alcantara. Der Kniebesatz besteht in den meisten Fällen aus Rauleder – wie auch sein glatter Bruder ist es empfindlich gegenüber Nässe. Wer stattdessen eine Reithose mit Alcantarabesatz besitzt, hat es da leichter und kann auch mal einen unbesorgten Ausflug ins frische Nass des Meeres oder Flusses (samt Pferd) unternehmen.

Reitstiefel und Chaps

Den Wasserausflug überstehen auch Chaps und Stiefel aus Kunstleder unbeschadet. Außerdem haben sie den Vorteil, dass sie nach dem Kontakt mit Pferdeäpfeln einfach einmal abgespült werden können – unproblematischer geht es kaum. Reitstiefel aus Kunstleder empfehlen sich übrigens gerade auch im Winter, denn sie halten genauso der Feuchtigkeit des Schnees ohne Probleme stand und die Füße bleiben warm.

Doch was hier ein Vorteil ist, kann sich auch nachteilig auswirken, denn im Sommer werden die Füße im Kunstlederstiefel leichter unangenehm schwitzig. Das liegt daran, dass das Material nicht atmungsaktiv ist. Diese fehlende Eigenschaft macht es aber auf der anderen Seite so wasserresistent. Im Endeffekt ist es hier also jedem selbst überlassen, welcher dieser Faktoren ihm wichtiger ist.

Noch ein wichtiger Punkt für jeden Reiter: das Kunstleder ist dehnbarer als echtes Leder. Das bedeutet, dass sich der Stoff förmlich an die Wade anschmiegt und so unangenehme Lufträume vermieden werden. Gerade wer etwas dünnere oder dickere Waden hat und zuvor auf den teuren Besuch beim Schuhmacher angewiesen war, profitiert hier enorm.

Pferdeausrüstung aus Kunstleder

Sind es eigentlich nur die Reiter, die komplett ohne Leder auskommen können? Oder gilt das auch fürs Pferd? Wir klären auf.

Der Sattel

Lange war er besonders verrufen: der Kunstledersattel. Er sei nicht so rutschfest wie Echtledersättel und würde sich nicht so gut einsitzen. Doch die Marktlücke wurde erkannt und gestopft. Dank der zunehmenden Qualität und der Einführung des Alcantara als Ersatz für Wildledersättel haben sich die Modelle aus synthetischem Leder unterdessen bei vielen Reitern durchgesetzt. Dass sie weniger haltbar sind, ist nicht mehr der Fall – zumindest solange hochwertig hergestelltes Kunstleder verwendet wird.

Die Sättel können dank der Endlosigkeit des Materials perfekt aus einem Stück gefertigt werden. Sie imponieren mit ihrer Wasserbeständigkeit, was die Pflege viel einfacher macht – und zwar gleich in mehreren Hinsichten: Sie können einfach abgewaschen werden und müssen nach einem Regenguss nicht aufwendig getrocknet werden. Außerdem umgeht man mit einem Kunstledersattel aufwendige Einfettungsprozesse, die bei einem Sattel aus Echtleder in regelmäßigen Abständen notwendig sind.

Halfter, Trense und Zügel

Die gleichen Vorteile gelten auch für das Zaumzeug aus Kunstleder. Hier ist besonders der Fakt des Abwaschens interessant, da das Gebiss ja nach jedem Ausflug unter den Wasserhahn kommt. Während diese Wasserzufuhr bei echtem Leder durchaus auch Schaden anrichten kann, tut es dem Kunstleder rein gar nichts.

Fazit: Reiten ohne Leder – ist das möglich?

Der tierliebende Reiter kann heutzutage ohne Probleme auf tierisches Leder verzichten. Dabei ist es aber trotzdem entscheidend, dass ihr auf die Qualität des Kunstleders achtet – es sollte nicht unbedingt das Billigste vom Billigen sein. Ansonsten können Ausrüstung für Reiter und Pferd ganz ohne Leder auskommen.

Quellen

www.reitsport.ch/blog/was-ist-leder-und-worin-besteht-der-unterschied-zum-kunstleder
www.horze.de/produkt-reviews/alles-uber-das-schuhwerk/…/
www.gutefrage.net/frage/leder-vs-kunstleder